Neun Fragen zum Zhong Xin Dao

Kritik ist eine der besten Früchte. Wir wünschen uns Lernende, die hinterfragen und einander weiterbringen.

Emma und Leefke bei einer Übung in London. Emma sitzt im Rollator und Leefke kniet, für die gemeinsame Höhe.

"Ich mache schon seit 10 Jahren Taiji – ist das nicht das Gleiche wie Zhong Xin Dao?"

Obwohl Zhong Xin Dao in den Prinzipien des Taiji und dem Zen wurzelt, ist es kein Taiji-Stil, sondern eine eigenständige Methodik. Sie arbeitet mit Struktur, Mitte und Achtsamkeit und verwendet eine eindeutige Terminologie, die ohne Vergleiche auskommt. Wer Taiji übt, erkennt einiges wieder, doch gerade deshalb finden viele den Weg zum Zhong Xin Dao, um ihr eigenes System zu vertiefen und zu verbessern. Auch der gesundheitliche Aspekt geht tiefer. 

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Dort, wo ich wegen Arthrose mit Taiji aufhören musste, konnte ich im Zhong Xin Dao erst richtig anfangen.

Grandmaster Sam Chin und Master Alex Skalozub beim Spinning Hands. Im Hintergrund ist ein Sonnenuntergang.

Ehrlich gesagt sieht das sehr langsam und weich aus – wie soll das jemals für realistische Selbstverteidigung taugen?

Langsamkeit ist nur ein Trainingsmittel, um Klarheit und Ruhe zu gewinnen. Wir üben, unter Druck gelassen zu bleiben, Balance zu halten und im Kontakt verbunden zu bleiben. Genau diese Fähigkeiten entscheiden in der Selbstverteidigung, nicht reine Geschwindigkeit. Aus der Ruhe entsteht die richtige Entscheidung. 

Die Referenz für mich ist der Vergleich von vorher und nachher: Mein Kung-Fu hat sich auf ein Niveau entwickelt, als wäre ich jahrelang im täglichen Training dutzender Übungen gewesen.

 

Ein altes Foto aus den 70er Jahren von Gm Sam Chin aus seiner aktiven Zeit im Vollkontaktsport in Malaysia.

Ich habe gehört, es gibt keine Wettkämpfe im Zhong Xin Dao – wie überprüft man denn, ob es wirklich funktioniert?

Wir überprüfen alles im Partnertraining. Kein Wettkampf bedeutet nicht, dass es ungetestet bleibt, im Gegenteil: Wir lernen, unter konstantem Druck zu agieren, ohne Sieg oder Niederlage als Maßstab. Die Probe ist der Kontakt, nicht das Punktesystem. Manche entscheiden sich zusätzlich für den Wettkampfsport und waren dort durchaus erfolgreich.

Im Zhong Xin Dao zeigt sich jedoch ein besonderer Effekt: Die Erfolge beschränken sich nicht auf die Matte, sondern wirken in den Alltag hinein. Sie entziehen sich herkömmlichen Maßstäben und dienen am allerwenigsten dem Ego. Ein Beispiel dafür ist das Innehalten im richtigen Moment oder die angemessene Dosierung einer Handlung.

Marvin Sadrinna in der Anwendung einer Kontrollbewegung mit zu Boden bringen

Ist das nicht eher esoterisch oder spirituell angehaucht? Ich suche etwas Handfestes.

Wir arbeiten hier ohne Mythen und ohne Dogmen. Tatsächlich ist Zhong Xin Dao das komplette Gegenteil von Esoterik. Alles, was wir üben, lässt sich im direkten Kontakt überprüfen. Der Fokus liegt auf Körperstruktur, Wahrnehmung und Vereinigung des geistigen mit dem körperlichen. 

Handfeste Prinzipien, die sofort spürbar sind.

Eine Schülerin und ein Schüler beim schweißtreibenden Spinning. Im Hintergrund ist Meister Ashe Higgs und schaut auf die beiden.

Ist das nicht nur was für ältere Leute? Ich will etwas Dynamisches, bei dem man ins Schwitzen kommt.

Zhong Xin Dao fordert auf jeder Stufe. Für ältere Menschen ist es gelenkschonend, für Jüngere sehr herausfordernd, weil es volle Konzentration und Körperbeherrschung verlangt. Und ja: Man kommt dabei ins Schwitzen und erreicht sowohl körperlich als auch geistig seine Grenzen.

GM Sam Chin mit den Instruktor:innen Marian Edem und Katharina Höfer beim Unterricht

Wenn es so effektiv ist, warum kennt es dann kaum jemand im Vergleich zu Karate, Judo oder MMA?

Zhong Xin Dao ist noch eine noch junge Kampfkunst. Es hat keine Sportförderung, keine olympische Bühne und kein Marketing wie MMA. Es wächst von Mund zu Mund, weil Leute merken, dass es ihr Training verändert.

Das Zhong Xin Dao sucht nicht nach der Krone der Kampfkünste. Aber wer es übt, wird jede andere Disziplin zur Krönung führen.

Ausschnitt einer Anleitungsgrafik zu den kreisenden Händen.

Warum sollte ich Zhong Xin Dao lernen, wenn es unzählige andere Kampfkünste gibt, die offensiver oder sportlicher wirken?

ZXD ergänzt jede andere Kampfkunst. Es ist die Lehre aller Bewegungen.  Wer die Prinzipien versteht, kann sie in jeder Disziplin anwenden, sei es Boxen, Judo, Taiji oder auch in jedem anderen Bereich. Deshalb kommen viele, die schon Kampfsport machen, zum Zhong Xin Dao, um ihre Basis zu verbessern und ihre Fähigkeiten zu verfeinern.

GM Sam Chin weist einer Schülerin den Weg zu einer aufrechteren Haltung.  Er berührt dabei das Zentrum der Wirbelsäule.

Braucht man da nicht ewig, bis man überhaupt etwas anwenden kann? Andere Systeme versprechen doch schnellere Ergebnisse.

Erste Effekte spürt man schon in der ersten Stunde: aufrechtere Haltung, bessere Balance, mehr Ruhe. Für Selbstverteidigung braucht jedes System Zeit. 

ZXD überspringt jedoch Umwege, weil es direkt die Prinzipien vermittelt, statt Techniken einzeln auswendig zu lernen.

Lotusblüten in Shaolin

Wie unterscheidet sich das konkret von Qi Gong oder Achtsamkeitsübungen? Da geht es doch auch um Balance und innere Ruhe.

Kurz formuliert: Qi Gong ist vor allem Gesundheitstraining, Meditation mehr geistige Schulung. Zhong Xin Dao verbindet beides im direkten Partnerkontakt. Achtsamkeit wird hier nicht im Stillen geübt, sondern mitten in Bewegung und unter Druck.

Genau das macht zum einen Unterschied und zugleich betrachten wir Qi Gong und Meditation als sinnvolle Ergänzungen zum Zhong Xin Dao.

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